Hildegard war die Tochter des Burgherrn. Sie war beliebt bei den Bewohnern Hoheneckens und bekannt für ihre Wohltätigkeit. Ein altes Weib sagte ihr voraus, dass ihr Geliebter durch einen Pfeil aus ihrem Köcher sterben würde, was Hildegard jedoch nicht ernst nahm.
Sie war Junker Friedrich von Flörsheim in Liebe zugetan, doch Hanno von Wilenstein, ein grobschlächtiger Mann, hatte ein Auge auf Hildegard geworfen. Er folgte ihr unauffällig, während Hildegard durch den Hohenecker Wald ritt. Sie schoss einen prächtigen Habicht, der in der Nähe des Retzenbrunnens niederfiel. Sie ritt hin, um ihn zu holen, und dem Koch der Burg zu bringen, jedoch als Hildegard von Hoheneck die Stelle erreichte, wo der Habicht heruntergefallen sein musste, fand sie ihn nicht.
Hanno von Wilenstein war ihr zuvor gekommen und hatte ihn mitsamt dem Pfeil an sich genommen. Mit diesem Pfeil tötete er Friedrich von Flörsheim, der sich auf dem Weg zu seiner geliebten Hildegard befand. Sein Knecht fand ihn entseelt in seinem Blute liegen. Die hinzugerufene Hildegard erkannte ihren eigenen Pfeil und rief aus: „Hanno das ist Dein Werk!“.
Gramgebeugt trat sie in das Dominikanerinnenkloster zu Lambrecht ein. Hanno von Wilenstein erkannte, was er angerichtet hatte und ritt davon, niemand sah ihn jemals wieder.